Die Weberinnen - Abends im Museum
Webkunst, Welterbe und Handwerk in Sittensen
Das Handwerkermuseum in Sittensen befindet sich in der historischen Wassermühle mitten im Ort. Die Oste plätschert nebenan, die Kirchenglocken läuten, Wanderer erkunden die Gegend und - nanu, was ist das für ein Geräusch? Ich linse durch die Fenster und sehe Weberinnen an ihren Webstühlen sitzen. Da muss ich doch gleich mal zuschauen, und mehr über das alte Handwerk erfahren!
Die Weberei - ein Handwerk mit Tradition
In vielen unserer Heimathäuser steht mindestens ein Webstuhl. Denn das Weben war früher eine Arbeit vor allem für den Winter, wenn in der Landwirtschaft nicht so viel zu tun war. Der Anbau von Flachs war in unserer Region weit verbreitet, der oft in der Familie zu Leinenstoffen verarbeitet und dann zu Kleidung vernäht wurde. Natürlich wurde auch die teurere Schafwolle verwendet.
Vor dem Weben kommt das Spinnen: Aus der Faser muss das Garn gesponnen werden. Die Traditionen des Spinnens und Webens werden vor allem in Heimatvereinen weiter geführt. Aktiv sind auch wenige Männer, vorwiegend aber Frauen. Man trifft sich, klönt und werkelt. Aufgrund des “Frauenüberschusses” verwende ich hier die weibliche Form. Die Spinnerinnen lasse ich heute links liegen, sorry. Nur so viel: Wer sich dafür interessiert, kann sich gerne bei Anita Klindworth melden.
Mein Ziel waren - anlässlich der Aufnahme der Handwerksweberei in die Liste des Bundesweiten Immaterielles Kulturerbes im Jahr 2023 - die Weberinnen, die sich natürlich rein zufällig dann in der Wassermühle im Rahmen eines Kurses getroffen haben, als ich dort vorbeischlenderte. Ist ja klar. Diesen Kurs hat Anne Dodenhof geleitet. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass auch zum Beispiel im Heimatmuseum Scheeßel oder im Dorfgemeinschaftshaus Elsdorf Webkurse gibt.
Nun geht es aber endlich los: Begleite mich zu Anne Dodenhof und ihren Kursteilnehmerinnen!
An diesem Tag im Februar war es früh dunkel. Moment mal, Februar? Ja, das ist richtig, mit meinem Schreib-Handwerk hat es etwas gedauert. Aber gerade läuft der neue Kurs, und es ist wieder genauso dunkel. Passt also. Ich schaute also in das hell erleuchtete Fenster der Wassermühle, und sah die Damen schon fleißig und konzentriert bei der Arbeit. Schnell huschte ich in den warmen großen Raum der Mühle, die übrigens nicht mehr klappert. Warum sich das Rad ohne Klappern dreht, das erfährst du bei einer Führung.
Die Webstühle klappern aber, und das Geräusch wirkt auf mich fast meditativ. Anne ist trotz meditativem Sound stets hellwach und hilft allen, wenn es Probleme gibt. Bei diesen Kursen werden die Webstühle bereits vorbereitet, bevor die Damen - wobei Herren sehr willkommen wären - mit dem Kurs starten. Das würde sonst zu lange dauern. Als Werder-Fan ist mir natürlich gleich der Webstuhl mit dem weiß-grünen Garn ins Auge gefallen. Ich habe aber gelernt, dass das purer Zufall ist. Wenn ich mir einen Werder-Teppich weben möchte, dann müsste ich wohl selbst einen Kurs belegen. Das würde mir wirklich Spaß machen, aber die Zeit … Sollte der SV Werder Bremen wieder Meister werden, dann hole ich das nach. Deal?
Momentan sieben historische Bauernwebstühle und einen großen Webstuhl aus der ehemaligen gewerblichen Weberei mit dem sogenannten Schnellschuss gibt es dort. Einige Damen arbeiten auch mit Tischwebrahmen, die sehr mobil sind und selbst mitgebracht werden. Ich finde aber ehrlich gesagt die Bauernwebstühle am spannendsten und schönsten. Für mich sind die ein Mysterium. Wie geht das, mit den Kettfäden und dem Schiffchen nur?
- Zuerst werden die Kettenfäden auf den Webstuhl gespannt. Diese Fäden laufen in Längsrichtung durch den Stoff.
- Der Webstuhl steuert, wie die Kettenfäden angehoben oder gesenkt werden, was die Muster und die Struktur des Stoffes beeinflusst. Dies muss eingerichtet werden.
- Der Schussfaden wird mit einer Spule oder einem Schiffchen quer durch die angehobenen und gesenkten Kettenfäden geführt.
- Nun wird der Schussfaden mit einem Kamm oder einer Lade gegen das bereits gewebte Material gedrückt, um alles zu verdichten.
- Und jetzt alles noch einmal, und noch einmal, bis die gewünschte Länge des Stoffes erreicht ist.
- Abschließend noch alles fixieren, abschneiden und riesig freuen!
Eine Dame im Kurs hat ihren Läufer vor Ort fertig bekommen. Der war geschätzt eineinhalb bis zwei Meter lang, und das Weben hat etwa zehn Stunden gedauert. Die Zeit für die Vorbereitung des Garns und die Einrichtung des Webstuhls sind nach meiner Ansicht nicht mit drin. Mit integriertem Werder-Logo dürfte das etwas aufwändiger werden.
Solltest du dich übrigens für das das Thema “Wolle” ganz allgemein interessieren, dann habe ich zwei Tipps für dich:
Das ehemalige Gelände der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (kurz Nordwolle) in Delmenhorst war Teil der EXPO 2000. Die Älteren von uns erinnern sich. Auf dem Gelände habe ich so um 1990 herum in der “Kämmerei” Religion gelernt, und noch viel früher hat Herr Lahusen, der mit dem Bankencrash, das alles gegründet. Über all das - außer über meine privaten Erlebnisse - informiert das super spannende Nordwestdeutsche Museum für IndustrieKultur. Dort kannst du sehen, wie die Wolle sich anfühlte und verarbeitet wurde.
Und woher kommt die Wolle? Einige Schäferinnen und Schäfer in der Region kannst du besuchen und “ausfragen”. Aber bitte immer nur mit Voranmeldung, nicht spontan. Zu Lammzeit ist das Timing auch nicht so gut, weil entsprechend viel zu tun ist. So etwas geht grundsätzlich aber beispielsweise bei der Schäferei Moorhallig in Borchel, bei der du auch manchmal Schaffelle oder kardierte Wolle bekommst. Die kannst du dann spinnen, färben und weiter verarbeiten, wenn du gerne das komplette DIY-Paket umsetzen möchtest. Auch viele Spinnerinnen der Region waren dort schon mal zu Gast im Rahmen einer individuell vereinbarten Führung.
Wissenswertes - ein KI-Experiment
Die nebenstehenden Inhalte habe ich mittels KI schreiben lassen. Es mag also sein, dass ich hier und da der KI auf den Leim gegangen bin, bzw. dass die Inhalte nicht ganz korrekt sind. Dies bitte ich schon mal zu entschuldigen.
Ich habe auch versucht, ein gutes Bild einer Bäuerin an einem Webstuhl mithilfe der KI erstellen zu lassen, aber die Ergebnisse ließen sehr zu wünschen übrig. Ich teste weiter, denn der Entwicklung kann sich von uns wohl niemand entziehen. Da ist es gut zu wissen, welche Tools einem bei der Arbeit nützen, und welche eher nicht.
Ganz unten auf der Seite findest du meinen Kontakt. Schreibe mir gerne, welche KI-Tools du am liebsten für Texte, Bilder oder Videos verwendest.
Weberei als Teil des immateriellen Kulturerbes
Prompt: Seit wann und mit welcher Begründung ist die Handweberei Teil des immateriellen Kulturerbes in Deutschland?
Antwort der KI:
Der Roman "Die Weber" von Gerhard Hauptmann
Prompt: Schreibe mir eine Zusammenfassung des Romans "Die Weber" von Gerhard Hauptmann in lockerer Sprache.
Die Weberei - eine kurze Geschichte dieses Handwerks
Prompt: Schreibe eine wissenschaftliche und geschichtliche Zusammenfassung vom Handwerk Weben mit maximal 2000 Zeichen.
Antwort der KI:
Bedeutung der Weberei für die Landbevölkerung
Prompt: Schreibe etwas zur Bedeutung des Handwerks Weberei für die Landbevölkerung in Norddeutschland in den letzten 100 Jahren.
Arten von Webstühlen
Prompt: Welche unterschiedlichen Arten von Webstühlen gibt es?
Antwort der KI:
Das Handwerkermuseum - ein Kleinod der Museumslandschaft
Als ich das erste Mal im Handwerkermuseum war, da war ich absolut positiv überrascht. Keine Texttafeln, keine Barrieren, viel zum Stöbern - so nehme ich es wahr. “Snack Content” könnte man es neudeutsch nennen, kleine Wissenshäppchen zu den einzelnen Handwerksberufen. Für mich ist das perfekt.
Kerstin Thölke ist die Leiterin des 1998 eröffneten und von der Kommune finanzierten Museums. Sie führt hin und wieder auch selbst Führungen durch, vor allem wenn Schulklassen in der Woche zu Besuch sind. Bei Kindern, die noch nicht lesen können, macht sie gerne ein “heiteres Beruferaten”. Die meisten Führungen werden aber durch die Gästeführerinnen Erika Jaschinski und
Susi Münch gehalten, denn Kerstin kümmert sich in Teilzeit um alle Belange des Museums. Zu den Aufgaben gehört auch das Kuratieren von Ausstellungen. Neben weiteren Aufgaben von Museen, die wie folgt zusammengefasst werden:
Sammeln - Bewahren - Forschen - Ausstellen/Vermitteln
Es ist also jede Menge zu tun. Diese Umstände erklären auch, warum die Öffnungszeiten eher eingeschränkt sind. Es lohnt sich aber, auch mal außerhalb der Zeiten zu schauen, ob sich die Tür öffnen lässt. Oder aber, man vereinbart einen Termin. Auch ohne Führung kann dann das Museum besichtigt werden. Kerstin hat mir von einer Frau berichtet, die immer wieder mit ihrem Wohnmobil gegenüber gecampt hat, es war in der Woche aber immer geschlossen. Auf ihren Reisen hat sie sich häufiger gefragt: Was verbirgt sich wohl hinter diesen Mauern? Mit dem Besuch sei für sie ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.
Fast alle Exponate im Museum kommen aus der Region. Wenn das mal nicht ganz der Fall ist, dann sind sie auf jeden Fall sehr vergleichbar mit historischen Stücken der Gegend. Ich finde, ganz so genau muss man auch nicht sein.
Der Lieblingsbereich von Kerstin, und auch von mir, ist die Schneiderei. Mit der Fuchsstola kann man schon mal Kinder ein wenig schocken. Und das Bügeleisen kann zum Gewichtheben genutzt werden. Das gibt ein Gefühl dafür, wie hart die Arbeit früher war. Aufgrund der Verletzungsgefahr bei einigen Exponaten, beispielsweise wegen der scharfen Kanten, sollen die Ausstellungsstücke aber nur im Rahmen einer Führung beaufsichtigt in die Hand genommen werden.
Beim Friseur ist der Dauerwellenapparat eine echte Wucht. Kannst du dich noch an die Zeit der Dauerwellen erinnern? Ich hatte es nur einmal getestet, der Fehler meines Lebens. Beim Onduliereisen wurde früher anhand einer Zeitung getestet, ob es zu heiß war, denn dann fing sie Feuer. Solche Anekdoten gibt es natürlich nur im Rahmen von Führungen.
Abends durfte ich alleine durch das Museum streifen, das war ein ganz besonderes Gefühl. Und eine besondere Herausforderung, bei dem mangelnden Licht noch einigermaßen ansprechende Fotos aufzunehmen. Aber das Knatschen der Holzdielen, die Geräusche der Weberinnen aus der unteren Etage, das hatte schon was. Ein tolles Privileg meines Jobs.
Übrigens: Als Kerstin vor rund sechs Jahren für den Job nach Sittensen kam, kannte sie den Ort gar nicht. Nicht nur das Museum, sondern auch der Ort überrascht mit einem kleinen und feinen Zentrum rund um die Wassermühle. Als sie sagte, dass sie vorher immer nur auf der A1 an der Ausfahrt Sittensen vorbeigefahren ist, musste ich an den Song “Sottrum” von Grillmaster Flash denken. Da ist es ähnlich. Dabei gibt es in unserer Region wirklich einige Gründe, die Autobahn oder Eisenbahn mal zu verlassen!
Immaterielles Kulturerbe traditioneller Handwerkstechniken
Traumhaft heiraten im Trauzimmer
Für alle, die es mal nach Sittensen geschafft haben und die hier geblieben sind, bietet sich das Trauzimmer in der Wassermühle für die standesamtliche Hochzeit an. Das ist eine wirklich ganz tolle Umgebung für diesen besonderen Tag. Es befindet sich im Herzstück der historischen Mühle, die, wie schon angedeutet, nicht mehr klappert. Theoretisch könnte die Mühle aber wieder aktiviert werden.
Solltest du Lust haben, hier deiner Partnerin oder deinem Partner das Ja-Wort zu geben, dann solltest du dich möglichst früh um den Raum bemühen. Denn aktuell finden alle standesamtlichen Trauungen der Samtgemeinde Sittensen hier statt. Weil es eben so schön und romantisch ist.
Übrigens passt das Thema ganz wunderbar zu unserer nordwärts-Saga “Die Region der Liebenden”.
Campen und Wandern in Sittensen
Direkt auf der anderen Seite des Flusses “Oste” gibt es ein paar kostenlose Stellplätze für Wohnmobile, die aber oft belegt sind. Wenn du einen Platz ergatterst, dann hast du einen wunderbaren Blick aus dem Fahrzeug heraus auf die Mühle. Nur auf Strom sowie Ver- und Entsorgung musst du verzichten.
Drumherum gibt es einen Park für den Spaziergang mit dem Hund, Restaurants, Bäcker, Supermärkte, Friseure und - eben alles, was du für einen Stopp als Camper brauchst. Der Platz befindet sich samt Mühle direkt am NORDPFAD Börde Sittensen. Ideal also für eine schöne Wanderung. Dabei kommst du auch am eigentlichen Heimathaus in Sittensen vorbei, das direkt am anderen Ende des Mühlenteichs liegt. Auch am Weg, direkt hinter der Mühle, befindet sich die St.-Dionysius-Kirche. Mein Highlight des Wanderweges ist das Tister Bauernmoor, einer meiner Lieblingsorte in der Region. Dahin sind es aber ein paar Kilometer. Die Bilder, die du hier siehst, habe ich am Morgen nach dem Webkurs gemacht. Auf einem wunderbaren Spaziergang rund um die Wassermühle, bevor es ins Büro ging. Das war wirklich herrlich.
Radler kommen auf dem Radfernweg Hamburg-Bremen durch Sittensen, ein Stopp lohnt sich. Nur mit dem Paddeln wird es hier noch nichts. Die Oste erinnert hier eher an Wildwasser-Abenteuer, farblich sieht sie ein wenig nach Cola aus. Mich erinnert der Fluss auch hier an Venezuela. Da sahen kleinen Flüsse genau so aus. Nein, natürlich nicht der Orinoco, mit dem ich mal einen Vergleich gewagt habe … Ach ja, da wäre auch noch der Golfplatz, falls du noch mehr Bewegung brauchst.
Ich spaziere nun gedanklich zurück zu meinem Camper und verabschiede mich: Bis zur nächsten Story!
Handwerkermuseum und Wassermühle
Mühlenstraße 8a
27419 Sittensen
Tel:
04282 93001653
E-Mail:
handwerkermuseum@sg.sittensen.de
Kurse Weberei
Infos findest du auf der Seite des Heimatvereins der Börde Sittensen:
Handwerkermuseum, Tourist-Information, Veranstaltungen und Trauungen
Alle Infos, Zeiten und Kontakdaten findest du in den Einträgen zum
Handwerkermuseum und zur Wassermühle und zur Tourist-Info
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