Florian Striebeck
30.07.2024

Ein Praktikant auf Durchreise

Gastbeitrag von Florian Striebeck

Die Möglichkeiten für ein Praktikum in der Tourismusbranche sind vielfältig. Es bieten sich Teilbereiche wie die Hotellerie oder auch Reiseveranstalter an. Passend zum Tourismus besteht auch die Chance, weltweit tätig zu sein. Ganz gemäß dem touristischen Motto: Da arbeiten, wo andere Urlaub machen. Ich entschied mich dagegen und beschloss, mein Praktikum in der durch die NORDPFADE immer bekannter werdenden Tourismusdestination Landkreis Rotenburg (Wümme) zu absolvieren. Genau genommen beim Touristikverband in meiner Heimat, denn so konnte ich diese aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernen. Die Reise von meinem Studienstandort Wilhelmshaven zurück in meine Heimat soll dabei nur eine "Haltestelle" auf der Fahrt in die große weite Welt sein.

Aber was macht der Touristikverband eigentlich den ganzen Tag, wie sieht die Arbeit im ländlich geprägten Landkreis Rotenburg (Wümme) aus und was macht speziell ein Praktikant - neben dem Ausbessern von Wander-Wegemarkierungen? Bei dieser Tätigkeit siehst du mich im Bild oben.


Inhalt:
Bild vom Praktikanten und Autoren Florian Striebeck Offizielles Praktikanten-Foto geschossen von Ingrid Krause

Meine Wurzeln

Ich selbst komme aus dem überschaubaren und sehr ländlich geprägten Ort Bothel, der 45-60 Minuten Autofahrt von den Großstädten Hamburg, Bremen und Hannover entfernt liegt. Hier habe ich die Wälder und Wiesen in dem kleinen Ort und der Umgebung bereits früh in meinem Leben intensiv kennengelernt. Wegen der Hundeliebe meiner Eltern und einer Kindheit/Jugend, die viel draußen stattgefunden hat, kenne ich die typischen Spaziergänger-Routen im Botheler Süden und die klassischen umliegenden Spazierwege ziemlich gut. Die Natur der Dinge ist das sich über die Jahre sinkende Maß an Faszination, aber wie heißt es so schön: Man merkt erst wie schön etwas ist, wenn man es nicht mehr hat.

Rund ums Praktikum

Meinen Heimatlandkreis habe ich in meinem Leben auf verschiedene Arten und Weisen kennengelernt. Dabei habe ich auch immer wieder neue Ecken entdeckt, ABER wie viel Liebe zum Detail in vielen Ecken des Landkreises steckt, wie viele verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten und wie viel Abwechslung meine Heimat bietet, war mir vor meinem Praktikum in der Vielfalt definitiv nicht bewusst. Das Praktikum beim Touristikverband hat mir geholfen, meine Heimat nochmal neu zu entdecken und an den verschiedensten Projekten mitzuarbeiten. Um nur ein paar meiner Aufgabenbereiche im Landkreis aufzuzählen: Die neuen Rad-Projekte (RennRad und FahrRad), Überprüfung der NORDPFADE, Organisation und Durchführung vom offiziellen deutschlandweiten "Tag des Wanderns 2024" und Bearbeitung unzähliger Datenbank-Einträge. Durch die Prospektbestellungen, einer meiner weiteren Aufgabenbereiche, konnte ich das vorhandene Interesse aus ganz Deutschland, teilweise auch aus den Nachbarländern und manchmal sogar aus der ganzen Welt (!) für den Landkreis wahrnehmen. Auch der überraschende Fakt, dass Print noch nicht so tot ist, wie häufig behauptet wird, ist mir bewusst geworden.

Ein großer Teil der Zeit wird vom Team im Büro verbracht, wo an der Planung und Umsetzung von anstehenden Projekten sowie an der konstanten Weiterentwicklung von bestehenden Produkten gearbeitet wird. Hinzu kamen für mich das Entgegennehmen von Anrufen, die Beantwortung von E-Mail-Anfragen und die Betreuung von dem ein oder anderen Gast, der sich in die Räumlichkeiten oberhalb der Sparkassen-Filiale in der Harburger Straße "verirrt". Dazu gehörte selbstverständlich auch immer die "perfekte" Auskunft mit einem netten Lächeln im Gesicht. Dabei war manchmal (ganz selten) auch mal die Unterstützung der Kollegen vonnöten.

Das war mein Büro mit der leuchtenden Sonnenblume im Hintergrund. Hier saß ich aber nicht allein, sondern teilte mir das große Eckbüro mit Petra Welz, die häufig die ein oder andere Aufgabe für mich übrig hatte. Hin und wieder durfte ich dieses Zimmer im Rahmen von Auswärtsterminen verlassen: Ich wurde auf die verschiedenen Events und Termine mitgenommen und konnte so noch mehr Gespür für die Arbeit eines Touristikverbandes und für die Region bekommen.

Dabei konnte ich verschiedene Eindrücke sammeln, wie zum Beispiel beim Heimatkenner-Treffen im LandPark Lauenbrück:

Hier achte ich bei der Zentralveranstaltung des Deutschen Wanderverbandes zum "Tag des Wanderns 2024" in Rotenburg (Wümme) darauf, dass niemand verloren geht:

Der tägliche Ablauf

Das relativ kleine Team aus Allroundern leistet hier Tag für Tag mit großem Einsatz viel für die Urlaubs- und Freizeitregion im Landkreis Rotenburg (Wümme) und versucht, sich dabei ständig neu zu erfinden und Innovationen voranzutreiben, die den Landkreis touristisch weiter entwicklen. Gute Kommunikations- und Überzeugungsfähigkeiten sind sehr wichtig, um erfolgreich neue Projekte anzuschieben.

Nach kurzer Zeit ist mir klar geworden, wie das Team arbeitet. Es gibt viele verschiedene Themen und Projekte im ländlichen Tourismus und auch sehr viele unterschiedliche Aufgaben. Prioritäten müssen ständig im Auge behalten werden, damit wichtige Sachen nicht untergehen. An vielen Tagen will und soll sich mit einem speziellen Thema beschäftigt werden, um es schlussendlich final abzuhaken. Aber nach einem Anruf oder nach dem Teammeeting kommt es dazu, dass sich Prioritäten wieder komplett verschieben. Dennoch sollte man die eigentliche Aufgabe nicht aus den Augen verlieren, sondern nur zeitlich etwas "schieben".

Meine Lieblingsbeschäftigungen, wie neue Einträge in der Datenbank und Bearbeitung des Schilderkatasters fürs Wandern und Radfahren, konnte ich häufig nicht in der Intensität behandeln, wie ich persönlich es gerne gewollt hätte. Der Grund dafür lag in den verschiedensten neuen Aufgaben, die immer wieder dazu gekommen sind. Dadurch wurde die Arbeit nie langweilig.

Nebenher musste ich auch meinen offiziellen Titeln gerecht werden. Dazu zählten gewählter Männerbeauftragter, Blumenflüsterer und der höchstoffizielle 1. Vorsitzende für Datensicherung.

Zwei kleine Geschichten aus meiner Zeit erläutere ich im folgenden Teil:

 

Ein neuer Wanderrastplatz

Welch' ausufernde Hintergrundgeschehnisse sich hinter vermeintlich einfachen Aufgaben verstecken, hat mich mehrmals überrascht.

Ein Beispiel dafür ist die Einrichtung eines Wanderrastplatzes mit einer neuen Tisch-Bank-Kombination am NORDPFAD Wümmeniederung. Aber vorerst fasse ich allgemein kurz zusammen, wie sich so ein Prozess für eine neue Infrastruktur überhaupt gestaltet: Zuerst wird kollektiv mit den Kommunen (zum Beispiel den Bürgermeistern), den Wegepaten (ehrenamtliche Kümmerer der Wanderwege), der zuständigen Naturschutzbehörde und dem Touristikverband abgestimmt, wo Bedarf besteht und ob an der geplanten Stelle ein neuer Rastplatz aufgestellt werden darf. Dann muss (am besten schon vorher) das Geld für die gesamte Aktion zusammenkommen. Hier kommt Ingrid (eine begeisterte NORDPFADE-Wanderin) ins Spiel, aber dazu später mehr. Für die Finanzierung werden private Spenden oder Zuwendungen beispielsweise von Vereinen benötigt, damit im Anschluss bei einer Tischlerei das gewünschte Mobiliar in Auftrag gegeben werden kann. Vorher müssen natürlich noch Kostenangebote verschiedener Anbieter eingeholt und bezüglich Preis und Qualität miteinander verglichen werden. Dann wird der Rastplatz an der abgestimmten Stelle aufgebaut (häufig mit Verankerung im Boden, weil Tisch-Bank-Kombinationen/Bänke gerne mal geklaut werden).

Den gesamten Prozess habe ich einmal im Detail miterlebt und konnte mit meinem Input mitwirken. Dabei habe ich auch die vorab erwähnte Ingrid kennengelernt, die von den NORDPFADEN so begeistert ist und sich an einer bestimmten Stelle einen Rastplatz gewünscht hat. Diesen hat sie der NORDPFADE-Wanderregion gespendet (sie hatte sich zu ihrem 79. Geburtstag als ehemalige Lehrerin von Freunden und Verwandten Geld für "ihre NORDPFADE-Pausenbank" gewünscht). So sorgt sie dafür, dass alle Wanderer einen Platz mehr haben, an dem sie die Seele baumeln lassen, die Ruhe genießen und vor allem die schöne Aussicht bewundern können. Dieser Rastplatz wurde standesgemäß mit einem Glas Sekt (natürlich alkoholfrei) eingeweiht und die große Begeisterung für das NORDPFADE-Projekt wurde mir bewusst.

Verbindungen schaffen zwischen NORDPFADEN

Wander-Wegweiser, Schilder für Radfahrer, Orts- und Straßenschilder und so weiter und sofort: Schilder gibt es in allen Größen, Farben und Schriftarten. Dabei denkt man häufig nicht darüber nach, was bei vielen Schildern eigentlich im Hintergrund abgelaufen ist, bis sie da sind, wo man sie entdeckt.

Ich bekam ziemlich früh die Aufgabe, die beiden NORDPFADE Börde Sittensen und Kuhbach-Oste mit neuen Wander-Wegweisern zu verbinden. Die zuständige Kommune hatte sich die Verbindung gewünscht und uns ihren Routenvorschlag dazu mitgeteilt. Dabei musste ich mir zuerst einen Gesamtüberblick über die Situation verschaffen, um im Anschluss, unter anderem für die korrekte Kilometrierung, die verschiedenen Entfernungen per Online-Schilderkataster zu ermitteln. Auch die Zielinhalte sind wichtig, müssen logisch sein und bei der Bearbeitung zwingend beachtet werden. In diesem Fall können die Schilder-Inhalte als "Zuweg" für beide NORDPFADE bezeichnet werden und bekommen den passenden Zusatz "Z" im Schilderkataster. Ein weiterer Aspekt, der beachtet werden muss, ist die Art der Befestigung. Fragen wie 

  • Was für eine Befestigungsmöglichkeit (Holzpfahl, Pfosten, Rohr, Laterne…) gibt es vor Ort?, 
  • Welches Profil (Kreuz, Omega, Schwalbenschwanz…) brauchen die Schilder? oder 
  • Welche Schelle (Bandschelle, Klemmschelle, Doppelschelle...) wird für die Befestigung benötigt? 

gehören bei diesen Überlegungen immer dazu.

Grundsätzlich müssen auch immer die passenden Nah- und Fernziele für beide Richtungen ausgewählt und beachtet werden, aber in diesem Fall reichte in beide Richtungen der jeweilige NORDPFAD als Ziel aus, da ich hier ja einen Verbindungsweg anlegen sollte.

Die Excel-Übersicht der neuen Schilder wurde mit dem Auftrag an ein Unternehmen für Schilderproduktion weitergegeben. Dort erfolgt in solchen Fällen die Übertragung in ein vorgegebenes Corporate Design. Nach der Produktion der Schilder müssen die Inhalte überprüft werden, um dann an den zuständigen Bauhof beziehungsweise die zuständige Person vor Ort geliefert werden zu können. Zur Komplettierung des Kataster-Eintrages fehlen noch Bilder der neuen Wegweiser, welche in diesem Fall von mir einpflegt wurden.

 

Ingrid stößt mit mir auf dem folgenden Bild auf die neue Tisch-Bank-Kombination an. Auf der Karte siehst du den Verbindungsweg zwischen den NORDPFADEN Kuhbach-Oste und Börde Sittensen:

Florian Striebeck und Ingrid auf der neuen von ihr gespendeten Tisch-Bank-Kombination mit einem Glas alkoholfreien Sekt in der Hand schöner neuer Rastplatz
Ausschnitt aus dem Schilderkataster, der den angepassten Bereich darstellt Schöner neuer Verbindungsweg

Abschließende Worte

Als abschließendes Fazit kann ich sagen, dass ich sehr herzlich und mit viel Zeit aufgenommen und eingearbeitet wurde. Mir wurde ein riesiger Teil der Verbandsarbeit mit allem Drumherum bei- und nähergebracht. Das gesamte Team hat eine sehr angenehme Atmosphäre für mein Praktikum geschaffen. Bereits nach zwei Wochen machte sich das Gefühl breit, dass ich schon mehrere Monate dabei bin.

Auch wenn Udo Fischer (seines Zeichens Mr. NORDPFADE oder Rotenburger Wanderpapst) häufig sehr beschäftigt war, hat er sich oft die Zeit genommen mir Aufgabenbereiche und Vorgänge genauestens zu erklären. Das Gleiche gilt für meine Hauptverantwortliche und "Dateneingabe-Tante" Petra Welz, die als meine Büro-Nachbarin nie um einen Spruch verlegen war und mir rund um die Datenbank immer mit Rat und Tat zur Seite stand.

Ingrid Krause, Geschichtenerzählerin und "Post-Piratin", zeigte mir alles rund um ihre Aufgabenbereiche und erklärte mir wie die Online-Welt funktioniert.

Katja Bünning (die Neue) und Verena Henke (die Ehemalige), Büromanagerinnen und "Mädchen für alles", haben mir bei jeglichen Fragen immer Hilfestellungen gegeben, auch wenn der Kalender wieder mal voll war.

Mir bleibt nur Danke zu sagen für die Erfahrungen, die ich machen konnte und die bei einem Praktikum nicht selbstverständlich sind.

Bild von meinem Schreibtisch mit Bildern und Aufgabenbereichen Aufgaben, Erlebnisse und der Schreibtisch

3 Aufgabenbereiche, mit denen ich besonders viel zu tun hatte:

  1. Die Datenbank
    Ziel des Touristikverbandes ist es, alle Gastgeber, Gastronomien, POIs und Touren in der Tourismusdatenbank zu erfassen, um damit zum Open Data-Projekt der Deutschen Zentrale für Tourismus (kurz: DZT) beizutragen und die touristische Digitalisierung in den Kommunen, dem Landkreis, in Niedersachsen, in Deutschland und in der ganzen weiten Welt voranzutreiben. Diese Einträge werden vom Touristikverband in der Progressive Web App (kurz: PWA) app.nordwaerts.de und auf dieser Website www.nordwaerts.de ausgespielt. Wünschenswert wäre, wenn sich alle touristisch relevanten Betriebe in die Datenbank eintragen lassen würden, um ein komplettes Bild der spannenden Angebote zeigen zu können. Die Arbeit in der Datenbank war mein größtes Aufgabenfeld. Dabei war die richtige Eingabe der Betriebe, die korrekten SEO-Angaben (search engine optimization, zu deutsch: Suchmaschinenoptimierung), die Aktualität der Öffnungszeiten, die richtige Bildauswahl mit der entsprechenden Qualität und vieles mehr zu berücksichtigen.
  2. Das Schilderkataster
    Damit Aktivurlauber immer den richtigen Weg finden und ideal "gelenkt" werden, ist eine optimale Wander- und Radroutenbeschilderung unverzichtbar. Damit wird auch gewährleistet, dass sich möglichst wenige Aktivtouristen verirren und somit immer den offiziellen, mit den Naturschützern abgestimmten, Wegen folgen. Um durchgehend einen Überblick über die Zielwegweiser der NORDPFADE, der Radrouten und neuerdings auch der Wanderinfrastruktur wie Bänke, Rastplätze oder Schutzhütten zu behalten, nutzt der Touristikverband das Schilderkataster von Lebensraum Zukunft. Entfernungen messen, neue Standorte einpflegen und Übersichten erstellen, waren dabei meine Hauptaufgaben im Kataster.
  3. Öffentlichkeitsarbeit
    Ob in unterstützender Funktion des Teams oder in Eigenregie durfte ich mich an den verschiedensten Facetten der Öffentlichkeitsarbeit ausprobieren. Meine Aufgaben waren dabei: Erstellung von Pressetexten, Beantworten der unterschiedlichsten Anfragen oder das alleinige Kümmern um die Prospektbestellungen. Hinzu kam ein umfassender Einblick in die aktiven Online-Auftritte der "NORDPFADE" und von "nordwärts.row" auf Facebook und Instagram.

Weitere Bereiche: Mitarbeit bei neuen Projekten (z.B. neues Rad-Projekt), Einarbeitung und Erstellung von Angeboten, Unterstützung bei der Anzeigen-Akquise für das neue "nordwärts-Urlaubsmagazin 2025", Überarbeitungen der Wander-Wegemarkierungen vor Ort, Teilnahme an Sitzungen, Protokolle schreiben, Einblicke in das cms Typo3, Mitarbeit an der Buchhaltung, Storytelling, Google-Orte erstellen für SEO, Mitarbeit an der Konzeption und Umsetzung der bundesweiten Zentralveranstaltung vom "Tag des Wanderns 2024", Unterstützung bei der WirWunder WanderWoche, verschiedene Schulungen (z.B. Prüfer von Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland), Mitarbeit an Zertifizierungen (DTV-Sterne und KinderFerienLand), Einblicke in den infomax-Veranstaltungskalender, Unterstützung bei den "Hall of NORDPFADE"-Einträgen und vieles mehr.

Meine persönlichen Highlights rund um Bothel