Ingrid Krause
Ingrid Krause
02.11.2022

Metronom - Theater-Zauber in Hütthof

Theaterkultur trifft Agrarkultur

Es begann in den 1980er Jahren, mit Zirkuszelt und Zirkuswagen. Ein Tourneetheater, das sesshaft wurde im beschaulichen Visselhövede-Hütthof. 12 Menschen leben in dem Dorf, und ganz viele Kühe. Auf dem Gutshof, der heute noch aktiv landwirtschaftlich betrieben wird, hat das Theater eine Heimat gefunden. Und den Zirkuswagen einfach ins Foyer gestellt. Er erinnert an die Anfänge, und macht richtig was her. Es ist ein kleines Theater, mit ganz viel Atmosphäre. Ich nehme dich mit, in eine Probe und hinter die Kulissen.

Inhalt:

Karin Schroeder - Mit-Gründerin und Seele des Theaters

Sie wohnt auf dem Gutshof, arbeitet dort - sie lebt das Theater Metronom: Karin ist professionelle Schauspielerin und ganz viel mehr. In diesem kleinen Theater müssen alle alles machen. Mal Regie, mal Kostümbildnerin, immer Organisationstalent und mit ganz viel Leidenschaft dabei. Ohne die geht es nicht. Auch Sabine Lippke, seit zwei Jahren fest im Team, muss alle möglichen Aufgaben übernehmen. Heute Technik? Morgen Regieassistenz? Na klar. Bürokram, Pressearbeit ... Als gelernte und studierte Veranstaltungskauffrau, Schnitttechnikerin, Damenmaßschneiderin und Musikerin ist sie dafür die ideale Besetzung.

Das erste Stück im Zelttheater, das 200-300 Personen Platz bot, hieß Narrenschiff. Die Kostüme hängen immer noch im Foyer. Geprobt wurde anfangs auf einem Bauernhof bei Worpswede, auf Tournee wurde im Zirkuswagen gewohnt. Eine irre Zeit war das, und der schnelle Erfolg überraschte.

Metronom, der Name kommt übrigens von dem tickenden Taktgeber, der mir vom kindlichen schrägen Orgelspiel noch bekannt ist.

Der Zirkuswagen im Foyer
Bild mit dem Titel "Freude"
Kostüme des ersten Stückes
Blick von der Bar ins Foyer
Hereinspaziert!
Kostüm als Deckendeko

Für eine Koproduktion suchte das Theater nach einem neuen Proberaum, und wurde in Hütthof fündig. Die Baronin lebt noch dort, die Tochter der Baronin betreibt die Landwirtschaft - nur der Baron weilt leider nicht mehr unter uns. Er war ein Mann mit einem starken Organ. Als das Theater bei der Premiere in Hütthof geradezu überrannt wurde, nahm er scheinbar bedrohlich seinen Stock und rief: "Frau Schroeder, die Schlacht ist geschlagen, das Theater läuft!"

Karin wird nicht müde, sich zu bedanken. Für die Hilfsbereitschaft aus der Politik, für die gute Zusammenarbeit zwischen Theaterkultur und Agrarkultur, für die tollen Projekte mit Kindern aus der Region ... Vielleicht wurde das Theater so gut angenommen, weil alle bodenständig sind, immer aktiv angepackt haben. Auch der Klavierspieler, um dessen Hände man sich beim Schutt-Schippen durchaus Sorgen machen durfte, als man wegen des ganzen Regens nur mit Gummistiefeln auf die Bühne kam. Ich höre so gerne die Geschichten, die Karin zu erzählen weiß.

In den Hütthofer Anfängen mussten Gäste noch zur Toilette im Kuhstall gehen. Später kam eine große zweite Halle dazu. Aus einer "Halle auf dem Bauernhof mit Theaternutzung" wurde ein eingetragenes Theater mit allem Drum und Dran. Das Theater ist in der Region verankert, hat aber durchaus ein internationales Renommee und auch internationale Gäste. Vernetzung und stetige Weiterentwicklung sind dem kreativen Team wichtig.

Nun wird es aber Zeit für einen Drink an der Bar und einen anschließenden Rundgang.

Kostüm im Foyer vom Theater Metronom

Kreatives Handwerks-Chaos - Bühnen, Kostüme und ordentlich Kram

Das Theater macht, alleine oder mit der Hilfe von guten Partnern, alles selbst. Ach ja, wie gerne denke ich an mein erstes Schulpraktikum zurück, in der neunten Klasse war das. Im Kostümfundus vom Theater Bremen war ich, es war ein Traum. Der spezielle Geruch der Stoffe! Auch wenn dieser Fundus vielfach kleiner ist, erinnere ich mich sofort an die alten Zeiten. Inzwischen reizt mich eher das Schweißgerät, das ich dort sehe.

Es gibt auch eine Holzwerkstatt, und im Lager befindet sich immer noch das Zelt, das du dir sogar ausleihen kannst. Requisiten stapeln sich - herrlich!

Requisiten-Chaos mit Schädel
Kostümfundus mit Ente
Metallwerkstatt mit Schweißgerät
Halle mit Bühnenbild
Buntes Zeug in der Halle
Eingang unten - vor dem Metall-Lager
Requisiten mit Visselhövede-Schild
Voller Kostümfundus
Plakat vom Auftritt in Japan

Backstage - Technik und Garderobe

Hier geht es vor und nach der Vorstellung trubelig und konzentriert zu: Es geht um den Backstage-Bereich. Da wäre einerseits die Garderobe, in der sich alle Künstlerinnen und Künstler fertig machen. Auch hier gibt es ein kreatives Chaos, das einfach so sein muss. Karin erinnert sich an den Aufenthalt in Japan, von dem das Plakat zeugt. Wieder daheim, wurde das Stück gespielt und nachher mit Erzählungen von der Reise (und Reisschnaps!) garniert.

Ganz wichtig ist auch die Technik. Robin kümmert sich eigentlich darum, aber heute steht er als Schauspieler auf der Bühne, weshalb Sabine übernimmt. Flexibilität ist alles. Robin lernt gerade Veranstaltungstechnik in Hamburg beim NDR, hat aber schon als Kind beim Theater Metronom gespielt und unterstützt hier gerne. Liebevoll wird er "Technikschatz" genannt. Die Frage ist: Brauchen wir nicht (fast) alle einen Robin?

Sabine übernimmt die Technik
Robin bereitet die Technik vor
Lichtfolien für die Scheinwerfer
Karin in der gelben Garderobe
Kabelmassen hinter der Bühne
Spickzettel von Sabine
Regie und Technik im Theatersaal

Erste Hauptprobe vom Bürgerensemble - #BERLINBERLIN

Nun lassen wir die Schauspielerinnen und Schauspieler aber nicht länger warten. Einen ersten Einblick in das Probengeschehen gibt es im Film.

An diesem Abend probte das Bürgerensemble zum ersten mal mit Kostüm und ohne Unterbrechung ihr Stück, mit dessen Premiere am 5. November der TheaterHerbst gestartet ist.

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Es gibt einen TheaterHerbst, der sich über den Winter zieht. Und einen TheaterFrühling. Beide finden in Hütthof statt. Durch die Corona-Pandemie musste vor zwei Jahren improvisiert werden, und der TheaterSommer war geboren. In diesem Rahmen werden die Stücke an der frischen Luft aufgeführt, auf dem Piratenplatz in Hartböhn, kurz hinter der Landkreis-Grenze.

Die Stücke sind sehr unterschiedlich: Da gibt es welche für Kinder, Jugendliche und ganze Familien mit Kindern ab zwei Jahren. Es finden auch Workshops statt, in denen Kinder innerhalb einer Woche ein Theaterstück erarbeiten. Das heißt dann Theaterpadagogik. Alle Kinder sind dabei gleich wichtig, keins steht in der zweiten Reihe. Die meisten Theaterstücke richten sich aber an Erwachsene, und werden von professionellen Schauspielern aufgeführt. Zufällig bin ich an diesem Tag bei der Probe des Bürgerensembles anwesend, eine Ausnahme. Es geht um die Zeit vom Mauerbau bis zum Fall der Mauer. An den erinnere ich mich noch gut, das war eine bewegende Zeit. Familien wurden getrennt, und haben wieder zueinander gefunden. Politische Systeme haben die Menschen verändert. Wir merken heute noch, wie lange so etwas nachwirkt. 

Im Stück wird viel Musik gespielt, das macht richtig Spaß. Aus dem kleinen Filmchen habe ich die gestrichen, weil die rechtliche Frage für mich nicht ganz klar war. Bevor eine Abmahnung droht ... Schau doch einfach selbst vorbei, in diese Aufführung, oder eine der anderen.

Zum Spielplan

Nachfolgend habe ich ein paar Impressionen aus dem Stück zusammen gestellt.

Tür zum Theater

Das Theater - unerwartetes Schmuckstück

Es ist ein wenig gemein. Sonst ist immer alles außen mit Lichterketten geschmückt, so dass die Ankunft schon stimmungsvoll ist. Ich musste mir mit der Handy-Taschenlampe meinen Weg bahnen. Daher sieht der Eingang so unscheinbar aus. Umso größer war der Kontrast zum Foyer und dem Theatersaal, der für meinen Geschmack ein Schmuckstück ist. Als ich ging, sah ich auf den Kuhstall und dachte: Was für eine gelungene Kombination. Ein breites Grinsen huschte über mein Gesicht.

Sabine sagte so schön: "Wie Feenstaub legt sich das stimmungsvolle Licht über das Gelände, und verwandelt es in eine Märchenwelt." Sie bezog sich vor allem auf den beleuchteten und geschmückten Piratenplatz, den ich noch nicht kennengelernt habe. Im nächsten Sommer, da werde ich das ändern. Ganz bestimmt! Denn das Theaterfieber hat mich nach ein paar Jahren Abstinenz wieder gepackt.

Blick in den Theatersaal
Blick zum Eingang
Blick auf den Kuhstall
Karin Schroeder heißt dich willkommen

5 Fragen an ...

  1. Kommst du gebürtig aus dem Landkreis Rotenburg (Wümme)?
    Ich bin in Bremen geboren und fühle mich seit 1994 im Landkreis ROW zu Hause.

  2. Was ist dein persönlicher Lieblingsort im Landkreis?
    Das Theater Metronom in Hütthof und 3 km hinter der Grenze der Piratenplatz in Hartböhn, auf dem unser SommerTheater stattfindet. Persönlich ist es der Ort der Ruhe, auf einer Bank am kleinen Wasserfall des Schweinekobenbachs, in Hütthof Karin's Ruh genannt.

  3. Was schätzt du an den Menschen in der Region besonders?
    Egal ob Feuerwehrleute, Kulturleute, Politiker vor Ort, Menschen aus Wirtschaft oder Landwirtschaft: Alle sind hilfsbereit und packen auch mal mit an, wenn das Theater "hand's on" braucht. Kultur, die verbindet, macht die Region stark!

  4. Was macht die Region lebens- und liebenswert?
    Die Mischung aus der Weite der Natur, abwechslungsreiche Landschaft und Menschen mit Offenheit und Neugier, die gerne hier beheimatet sind und mitmischen. Kultur und Traditionsfeste. Nachbarschaftshilfe.

  5. Bist du eher Team Aktiv, Natur, Kultur oder Auszeit?
    Team, Aktiv, Natur und Kultur und jeden Morgen eine kleine Auszeit mit einem Gang durch die Wiesen und Wälder.

Theater Metronom

Hütthof 1
27374 Visselhövede
Tel: 04262 1399
E-Mail: buero@theater-metronom.de

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